
Falsche Freunde in der Sprache – und im Denken
Assoziation vs. Kausalität im Coaching
Wustest du, dass ich, als ich auf Teneriffa lebte, für eine deutsche Wochenzeitung schrieb, die auf allen sieben Inseln erschien? In meiner Rubrik „Falsche Freunde“ beleuchtete ich Wörter, die in verschiedenen Sprachen ähnlich klingen, aber unterschiedliche Bedeutungen haben. Ein klassisches Beispiel: „el grifo“ ist nicht der Griff, sondern der Wasserhahn.
Dieses Phänomen erinnert mich an die Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert. Es denkt assoziativ, stellt Verbindungen zwischen Informationen, Erfahrungen und Ideen her, um die Welt zu verstehen. Doch manchmal führt uns dieses assoziative Denken in die Irre, besonders wenn wir Assoziationen mit Kausalitäten verwechseln.
Assoziation vs. Kausalität: Ein feiner, aber wichtiger Unterschied
Unser Gehirn verknüpft Ereignisse, die gemeinsam auftreten, und neigt dazu, daraus Ursache-Wirkung-Beziehungen abzuleiten. Doch nur weil zwei Dinge zusammen auftreten, bedeutet das nicht, dass eines das andere verursacht.
Ein Beispiel: Wenn ich an einen bestimmten Ort denke, an dem ich schöne Erlebnisse hatte, fühle ich mich glücklich.Es ist jedoch nicht der Ort selbst, der diese Gefühle verursacht, sondern die Erinnerungen an die Erlebnisse dort.
Kausalität verstehen: Ursachen und Wirkungen differenzieren
Im Alltag können solche Verwechslungen zu Missverständnissen führen. Ein Beispiel dafür sind Vorurteile. Wenn jemand einmal eine negative Erfahrung mit einer Person aus einer bestimmten Gruppe gemacht hat, kann das Gehirn diese Erfahrung generalisieren und auf alle Mitglieder dieser Gruppe übertragen. Dies ist eine Assoziation, die fälschlicherweise als Kausalität interpretiert wird: „Alle Menschen aus dieser Gruppe sind so.“ Solche Denkmuster können zu ungerechtfertigten Vorurteilen führen.
Die Macht der emotionalen Ladung
Je nachdem, wie stark eine Assoziation emotional geladen ist, gewinnt oder verliert sie an Bedeutung. Besonders bei negativen Emotionen wie Angst können solche Assoziationen tiefgreifende Auswirkungen haben, machen manipulierbar und wird auch gerade in der Gegenwart politisch eingesetzt.
Auf der anderen Seite nutzen Werbetreibende positive emotionale Ladungen, um Produkte oder Marken attraktiver zu machen. Durch die Verknüpfung von Produkten mit positiven Emotionen wie Freude, Geborgenheit oder Erfolg entstehen starke Assoziationen, die unsere Kaufentscheidungen beeinflussen können.
Glaube nicht alles, was du denkst: Praktische Anwendung im Alltag und Coaching
Unser Gehirn ist ein Meister darin, Verbindungen herzustellen. Doch nicht jede gedankliche Verknüpfung entspricht der Realität. Hier sind einige Impulse, wie du im Alltag und im Coaching zwischen Assoziation und Kausalität unterscheiden kannst:
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Bewusstes Denken: Achte darauf, wann du Assoziationen bildest, und hinterfrage deine Beurteilungen, ob tatsächlich eine Ursache-Wirkung-Beziehung besteht.
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Entscheidungsfindung: Vermeide voreilige Schlüsse, indem du prüfst, ob deine Annahmen auf Assoziationen oder echten Kausalitäten beruhen.
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Kommunikation: Sei dir bewusst, wie Assoziationen deine Wahrnehmung beeinflussen können, und strebe nach klarer, kausal begründeter Kommunikation. Besonders in Situation, in denen Schlüsselsätze oder -wörter fallen, die dich antriggern.
Vereinfacht und ganz frei nach Byron Katie: Wenn du einen Gedanken hast, der dich belastet oder den du hinterfragen möchtest, frage dich:
- Ist der Gedanke wahr
- Kann ich mit 100%iger Sicherheit sagen, dass der Gedanke wahr ist?
Die Rolle im Systemischen Empowerment-Coaching
Im Systemischen Empowerment-Coaching nutzen wir diese Erkenntnisse, um Klient:innen dabei zu unterstützen, ihre Denkmuster zu reflektieren und neue Perspektiven zu entwickeln. Durch gezielte Fragen und Interventionen helfen wir ihnen, zwischen tatsächlichen Ursache-Wirkung-Beziehungen und bloßen Assoziationen zu unterscheiden. Klient:innen bringen oft blockierende Überzeugungen mit, die auf assoziativen Verknüpfungen basieren, aber nicht unbedingt kausal begründet sind.
Ein Beispiel: „Immer wenn ich mich anstrenge, geht etwas schief.“ Hier könnte eine einzelne negative Erfahrung zu einer generalisierten Annahme geführt haben. Als Coaches ist es unsere Aufgabe, solche Muster zu erkennen, bewusst zu machen und gemeinsam mit den Klient:innen zu hinterfragen. Durch gezielte Interventionen und Reflexion können wir helfen, zwischen tatsächlichen Ursache-Wirkung-Beziehungen und bloßen Assoziationen zu unterscheiden. Besonders wichtig ist es, die emotionale Ladung dieser Assoziationen zu identifizieren und zu bearbeiten, um tief verwurzelte blockierende Glaubenssätze zu transformieren.
Fazit
Die Unterscheidung zwischen Assoziation und Kausalität ist nicht nur in der Sprache, sondern auch im Denken und Handeln von großer Bedeutung. Indem wir uns dieser „falschen Freunde“ bewusst werden, können wir klarer kommunizieren, Missverständnisse vermeiden und fundiertere Entscheidungen treffen – sowohl im Alltag als auch im Coaching.
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